Teil II - Kap. 14
Müde und erschöpft setzte sich Aldrian neben Funkenglut und stopfte sich eine Pfeife. Mit Stahl und Zunder entfachte er ein kleines Feuer in einer Erdvertiefung und entzündete mit einem brennenden Zweig sein Rauchwerk. Er zog genussvoll daran und blies den Rauch in die Höhe.
Obwohl seine Augen schon den Schimmer des Schlafes in sich trugen, viel ihm auf, dass der Qualm der Pfeife und auch der des kleinen Feuers nicht in den Himmel zog. Wie magisch angezogen verschwand der Rauch hinter den Astansätzen eines abgestorbenen alten Baumes, der unmittelbar neben ihm stand. Es war windstill und genau aus diesem Grund kam ihm jene Laune des Rauches sehr seltsam vor. Bewusst blies er den Rauch nun in diese Richtung und immer wieder war das gleiche Schauspiel zu erkennen. Der Rauch stieg stets bis zu den Ansätzen der ersten starken Äste an und verschwand dann zügig hinter dem Stamm.
Obwohl seine Glieder bereits sehr schwer von der Müdigkeit waren, wollte Aldrian der Ursache dieses seltsamen Schauspiels auf den Grund gehen.
Da der Baum sehr dick und krumm gewachsen war, war es sehr einfach in zu besteigen. Aldrian erklomm den Baum bis zu besagter Stelle und konnte ein großes Loch vorfinden. Die Luft wurde nach unten gezogen und dennoch konnte man einen starken und seltsamen Geruch wahrnehmen. Das Innere des Stammes schien völlig hohl und geglättet zu sein. Als Aldrian den Stamm auf der Innenseite abtastete spürte er auch Vertiefungen, die wie eine Steighilfe ausgearbeitet waren.
Plötzlich dämmerte es ihm in seinen müden Gedanken. Wenn dieser kleine Kerl irgendwo verschwunden ist, dann hier an dieser Stelle. Dies musste ein Zugang zu jenem geheimnisvollen Reich der Unterwelt sein, das Jürdan beschrieben hatte.
Aldrian losch seine Pfeife und auch das kleine Feuer. Erneut begab er sich auf den Baum hinauf. Vorsichtig stieg er in das große Baumloch und machte sich auf den Weg nach unten. Die Krümmung des Baumes machte den Abstieg sehr einfach. Nach einigen Schritten konnte Aldrian spüren, dass sich der Untergrund von Holz in Gestein veränderte. Dennoch konnte er weiterhin eine Art von Tritthilfe in regelmäßigen Abständen unter seinen Füßen fühlen. Nach kurzer Zeit verschwanden diese Vertiefungen jedoch und Aldrian rutschte von selbst auf dem glatten Untergrund in die Tiefe. Es war ein durchaus wildes Rutschen, das Kindern sicherlich viel Spaß bereiten würde. Und nicht nur Kindern, wie sich Aldrian selbst zugestehen musste.
In großer Entfernung konnte Aldrian ein bläuliches Licht schimmern sehen, und der seltsame Geruch wurde immer stärker. Das bläuliche Licht war nun unmittelbar vor ihm zu sehen, und der glatte Gang endete ruckartig in einem riesigen Beet aus dickem Moos. Alles um Aldrian herum war in blaues Licht gehüllt, dessen Ursprung er noch nicht erkennen konnte. Sogar das Moos hatte eine eindeutig bläuliche Farbe und wuchs höher, als er es jemals zuvor gesehen hatte.
Als Aldrian sich umsah konnte er erkennen, dass er sich in einem Gang befand, der offensichtlich in eine Halle führte. Er stand auf und ging voller Spannung den Gang entlang. Als er an dessen Ende angekommen war, offenbarte sich ihm ein Schauspiel, das seine kühnsten Vorstellungen bei weitem übertraf. Ein mächtiges Tal lag vor ihm. Überall waren riesige Pilze in den verschiedensten Formen zu sehen, die allesamt in einem kräftigen Blau leuchteten.
Das Tal hatte eine derartige Ausdehnung, dass Aldrian weder einen Anfang noch ein Ende sehen konnte.
Zwischen den riesigen Pilzen waren auch immer wieder mächtige Steinsäulen zu sehen, die vom Boden bis zu der hohen Decke reichten. Als Aldrian bis an den Rand herantrat konnte er erkennen, dass er sich selbst auf einer solchen Säule befand.
Der Abstand bis zum Boden des Tals war so groß, dass ein Stein sicherlich mehrere Augenblicke fallen müsste, um den Grund zu erreichen.
Eine lange Hängebrücke aus seltsam verflochtenen Seilen und breiten aneinander gefügten Planken reichte von seinem Standpunkt bis hinüber zu einer anderen Säule.
Als er die Brücke vorsichtig betrat, konnte er verblüfft feststellen, dass die Brücke eine ungewöhnliche Festigkeit besaß. Selbst wenn er heftig auf und ab sprang, bewegte sich die Brücke nur minimal. Vorsichtig bewegte er sich weiter und erreichte nach einiger Zeit die nächste Säule. Von dort gingen säuberlich gearbeitete Stufen nach unten in das Tal hinab. Aldrian folgte den Stufen um die Säule herum, bis hinunter auf die Ebene des Tals. Er war einige Zeit unterwegs, als er in einiger Entfernung eine Art von Stadt erkannte, die eindeutig in die riesigen Pilze gearbeitet war. Auch an den Pilzen waren Stufen zu sehen und auch jene blau leuchtenden Gebilde waren durch lange Brücken verbunden. Aus den Pilzen waren sichtbare Türen und Fenster herausgearbeitet, die so traumhaft schön verziert waren, dass Aldrian seine Augen für längere Zeit nicht mehr davon abwenden konnte.
Plötzlich konnte er eine Stimme hinter sich hören, die einen sehr schönen Klang und einen sanften Widerhall besaß.
Die Stimme sprach:
„Es ist äußerst selten, dass sich einer der Überirdischen in unser Reich verirrt.“
Aldrian drehte sich um und traute seinen Augen nicht. Vor ihm stand eine junge Frau, die nur äußerst leicht und mit ungewöhnlichem Stoff bekleidet war. Sie hatte eine bläuliche Haut und war nur so groß, dass ihr Haupt gerade bis zur unteren Hälfte seiner Brust reichte. Dennoch war deutlich zu erkennen, dass sie kein kleines Kind mehr war. Eine Kette mit einer sehr großen Muschel zierte ihren schlanken Hals.
Die Fremde musterte Aldrian genau und war ersichtlich verblüfft über sein Äußeres.
Es war im Gegensatz zur Oberwelt sehr warm in diesem unterirdischen Tal. Aldrian zog seinen Wolfsmantel aus und die Fremde bemerkte mit einem neckischen Gelächter:
„Hä, hä, hä, hie, hie, hie und ich dachte schon, dass euere Haut so haarig ist, wie euer bewachsenes Gesicht.“
Aldrian konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen und war sich sicher, dass die Fremde ihre Worte eindeutig ernst gemeint hatte.
Aldrian sprach: „Mein Name ist Aldrian von Alfengrimm. Die Völker der Elben, Menschen und der Zwerge haben mich zu ihrem König ausgerufen. Ich bin hierher gekommen, um nach Rat und Hilfe zu fragen. Doch sagt mir, wie ist Euer Name?“
„Hi, hi, hi, Aldrian von Alfengrimm heißt Ihr? Hi, hi, hi, ein König seid Ihr? Rat und Hilfe sucht Ihr hier, hi, hi, hi? Meinen Namen wollt Ihr wissen, hi, hi, hi? Gimba ist mein Name, und wenn Ihr Rat und Hilfe sucht, dann solltet Ihr mir einfach folgen.“
Die schöne Fremde ging mit anmutigen Bewegungen voraus und Aldrian folgte ihr. Sie kamen an angelegten Pilzfeldern, Bächen, Flüssen, wunderschönen Brunnen und Wasserfällen vorbei, die Aldrian voller Erstaunen betrachtete.
In geringer Entfernung war nun deutlich die Stadt zu erkennen. Die Häuser waren sowohl in Stein als auch in jene riesigen Pilze gearbeitet, die einen seltsamen süßlichen Geruch verbreiteten.
Gimba gab Aldrian durch eine Geste zu verstehen, dass er nun zurückbleiben sollte.
Gimba stieg die Stufen einer mächtigen Steinsäule empor und verschwand im Inneren.
Plötzlich hörte Aldrian eine Mischung aus sehr seltsamen Tönen, die zunehmend lauter wurden. Dann konnte er plötzlich einen sehr hohen und lauten Ton vernehmen und aus den umliegenden Wohnstätten kamen viele der fremdartigen Wesen hinunter auf die Ebene des großen Tals.
Auch Gimba kam mit einem Fremden zurück und sprach mit ihm in einer völlig fremdartigen Sprache, die sich wie eine Mischung aus Gesang und Gelächter für ihn anhörte. Der Fremde trug an einer Kette ein seltsames und ungewöhnlich großes Schneckenhaus um seinen Hals. Er blies mehrmals in die spitze Endung des Schneckenhauses und Aldrian konnte wieder jenen hohen Ton vernehmen, den er bereits kurz zuvor gehört hatte.
Immer mehr Fremde strömten in das Tal und Aldrian war regelrecht eingekreist und wurde bestaunt und begafft.
Ein heftiges und gesangartiges Gelächter machte sich breit.
Viele der Fremden trugen wunderschöne Ketten, mit großen funkelnden Edelsteinen. Auch an ihren Fingern und Gelenken trugen sie allerlei Zierschmuck von besonderer Schönheit. Beinahe alle trugen spitzige und schlappe Hüte, so wie es Aldrian bereits von dem frechen Burschen aus dem Waldstück kannte.
Aldrian konnte entweder rotes oder blondes Kopfhaar bei den Fremden entdecken. Es waren sehr viele Kinder, und nur wenige mit den Merkmalen von jungen Erwachsenen zu erkennen.
Aldrian fiel auf, dass die Fremden keinerlei Waffen bei sich trugen. Nicht einmal ein Dolch oder ein kleines Messer war zu sehen.
Einer der Fremden kam auf Aldrian zu und griff sanft nach seinem geflochtenen Bart. Lautstarkes Gelächter von unglaublichem Ausmaß war plötzlich zu hören.
Der Fremde begann plötzlich in einer Sprache mit ihm zu sprechen, die eindeutig zwergisch war. Das Gelächter verstummte wieder, und alle sahen Aldrian sehr nachdenklich an. Als Aldrian nicht antwortete, sprach der Fremde in langsamen elbischen Worten und sah Aldrian mit einer schiefen Stellung seines Kopfes und weit geöffneten Augen fragend an. Aldrian konnte verstehen, dass sich der Fremde nach seinem Namen erkundigen wollte.
Gimba trat plötzlich neben den Fremden und sprach etwas in ihrer melodischen Sprache zu ihm, worunter Aldrian auch seinen Namen heraushören konnte.
Der Fremde lachte etwas und sprach dann in Aldrians Heimatsprache zu ihm.
„Aldrian von Alfengrimm ist also euer Name, Rat und Hilfe sucht ihr hier bei uns?“
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