Teil II - Kap. 21
Nach einiger Zeit rief Randon die Teilnehmer zum Armdrücken auf. Für großes Aufsehen sorgte Railgriss, welche die einzige Frau war, die sich zu diesem Wettbewerb angemeldet hatte. Sie war eine Zwergin von äußerst stattlicher Statur. Sie hatte sehr starke Unterarme und ein breites Kreuz. Sie kam aus Cromlaun und war dort eine der wenigen Frauen, die mit den Männern in der Schmiede arbeiteten. Ihr Blick war selbstbewusst und sie hatte Händflächen so groß wie Bratpfannen. So sagten es die Zuschauer, welche näher bei ihr saßen.
Randon gab die Regeln bekannt. Man durfte nur einmal verlieren. Wer zweimal verlor, schied aus. Da die Zahl der Teilnehmer eine gerade war, wurden alle Zweikämpfe gleichzeitig unter der Aufsicht von mehreren Schiedsrichtern ausgetragen.
Die Paarungen wurden im ersten Durchgang so gebildet, dass der Erstangemeldete gegen den Letztangemeldeten antreten musste. Der Zweitangemeldete gegen den Vorletzten usw. Insgesamt waren es 24 Teilnehmer, die an vier großen Tischen Platz fanden.
Randon gab das Startzeichen für den ersten Durchgang. Alle Paare legten die Hände ineinander und Randon schrie laut „LOS!“
Ein lauter Schrei folgte dem Startzeichen und Railgriss hatte bereits ihren ersten Gegner besiegt. Es war ebenfalls ein Zwerg aus Cromlaun, der Railgriss achtungsvoll und verwundert gratulierte. Offensichtlich war es keine Schande, gegen diese Frau zu verlieren. Railgriss stand auf und massierte ihren Arm. Auch Aldrian konnte seinen Kontrahenten besiegen. Nach kurzer Zeit waren alle Zweikämpfe entschieden und es gab bereits zwölf Teilnehmer, die einmal verloren hatten. Nun wurde die Gewinnergruppe wieder nach dem Platz der Anmeldung zusammengesetzt. Bei der Verlierergruppe wurde ebenso verfahren. Railgriss musste nun gegen Aldrians Vater antreten und Aldrian saß Burwall gegenüber. Burwall hatte seine Niederlage gegen Aldrian im letzten Jahr noch nicht vergessen. Heute wollte er sich mehr bemühen. Wieder ertönte der Startruf und wieder war der Aufschrei von Railgriss zu hören. Rondgrimm konnte den Arm von Railgriss jedoch halten. Auch Aldrian spürte, dass er gegen Burwall kein leichtes Spiel hatte. Aldrian musste all seine Kraft und all seine Taktiken einsetzen, um Burwall zu bezwingen. Da Aldrian Burwall voller Achtung die Hand gab, war Burwall dennoch mit seiner Leistung zufrieden. Respektvoll blickte er Aldrian in die Augen und nickte.
Bis auf Railgriss und Rondgrimm hatten alle ihren Zweikampf beendet. Railgriss hielt Rondgrimms Arm in einer bedenklichen Schräglage. Rondgrimm widerstand nicht länger und Railgriss gewann diesen Zweikampf ebenfalls. Auch Rondgrimm gratulierte freundlich und mit Hochachtung.
Aus der Verlierergruppe schieden die ersten sechs Teilnehmer aus. Nun waren nur noch achtzehn Teilnehmer übrig.
Nur sechs Teilnehmer waren bisher unbesiegt. Zwölf der übrigen Teilnehmer hatten bereits eine Niederlage hinnehmen müssen.
Die Paare wurden nun aus den sechs ungeschlagenen und als Extragruppe aus den zwölf einmal besiegten Teilnehmern gebildet.
Aldrian bekam nun einen Zwerg als Gegner, der solch struppiges Haar hatte, dass seine Augen kaum zu sehen waren. Er hatte mächtig starke Unterarme und Hände, die geradezu an Schaufeln erinnerten. Aldrian war beeindruckt und konzentrierte sich auf den bevorstehenden Wettstreit.
Randon gab erneut das Startzeichen. Railgriss hatte nun einen Gegner, der ihr an Statur durchaus ebenbürtig war. Wieder legte sie mit einem mächtigen Schrei ihre ganze Kraft in ihren Arm. Ihr Gegner war jedoch keineswegs beeindruckt und konnte ihren Arm problemlos halten.
Aldrian hatte seinen Gegner nicht überschätzt und hatte große Schwierigkeiten, seinem Arm zu widerstehen.
Railgriss konnte sich inzwischen einen kleinen Vorteil verschaffen und brachte den Arm ihres Gegenüber in eine leichte Schräglage. Es waren noch zwei Zwerge, die sich in der Gruppe der ungeschlagenen Teilnehmer gegenüber saßen. Bei ihnen war der Kampf jedoch fast entschieden, da die Hand von einem Zwerg beinahe den Tisch berührte.
Aldrian wusste, dass er dem Arm seines Gegners nicht mehr länger standhalten konnte, wenn er nicht zu einem Trick griff. Er veränderte seine Sitzposition leicht zur Seite und konnte somit mehr Druck aus der Schulter ausüben. Dies war erlaubt und viele Teilnehmer nutzten diesen Trick. Aldrian legte nun seine ganze Kraft in seinen Arm und konnte seinen Gegner langsam bezwingen. Sein Gegner schien verblüfft; er gratulierte Aldrian dennoch sehr höflich.
Inzwischen hatte auch Railgriss ihren Gegner mit Mühe bezwungen. Bei den beiden anderen Zwergen wurde noch immer hart gekämpft und der vermutliche Verlierer konnte seinen Arm nochmals aufrichten, was sehr schwierig war.
Auf der Seite der einmaligen Verlierer waren bereits alle Wettkämpfe beendet und sechs weitere Teilnehmer ausgeschieden. Rondgrimm und Burwall hatten beide gesiegt und waren noch dabei. Auch der letzte Wettkampf nahm nun sein Ende; der Sieger war jener Zwerg, der bereits fast verloren hatte.
Nur zwölf Teilnehmer waren noch übrig.
Railgriss, Aldrian und ein weiterer Zwerg waren noch ungeschlagen. Die übrigen neun Teilnehmer hatten bereits eine Niederlage einstecken müssen.
Eine kleine Verschnaufpause wurde eingelegt und wer wollte, durfte sich mit Speisen und Getränken stärken.
Railgriss griff nach einer Gänsekeule und verschlang sie in aller Kürze. Aldrian begnügte sich mit einem Schluck kühlendem Wasser. Burwall griff nach einem frisch eingeschenkten Hohrater Zapf und trank es geräuschvoll und ohne Unterbrechung aus. Ein grölender Rülpser sorgte für heftiges Gelächter.
Viele der anderen Teilnehmer massierten ihre Arme. Auch Alayrah rieb Aldrians Arm mit einem wohltuenden Kräutersud ein. Nach kurzer Pause rief Randon zur nächsten Runde.
Railgriss traf nun auf den Zwerg, der die letzte Runde beinahe verloren hatte und das Blatt dann doch noch wenden konnte. Aldrian traf auf dessen vorigen Gegner, der die letzte Runde knapp verloren hatte. Rondgrimm traf auf Burwall, der bisher nur gegen Aldrian verloren hatte. Auch die restlichen drei Paare schienen recht ausgeglichen zu sein.
Randon gab das Startzeichen.
Wieder war ein lauter Schrei von Railgriss zu hören. Sofort brachte sie ihren Gegner in eine sehr bedenkliche Schräglage. Der Zwerg konnte den Arm von Railgriss jedoch in dieser Position halten. Aldrian brachte in diesem Durchgang sofort seine Schulter mit zum Einsatz. Sein Arm war bereits angeschlagen und seine Kraft ließ langsam nach. Rondgrimm und Burwall sorgten für Aufsehen, da sich ihre Arme nicht einmal um Haaresbreite bewegten. Railgriss war offensichtlich der Verzweiflung nahe, denn ihr Gegenüber konnte seinen Arm noch immer in der Schräglage halten. Bei den übrigen drei Paaren war es ähnlich spannend. Es schien, als ob niemand verlieren wollte. Es lag eine nervenzerfetzende Spannung in der Luft.
Plötzlich durchdrang ein Schrei die gespannte Atmosphäre. Railgriss legte nochmals ihre ganze Kraft in ihren Arm und wollte das Ende erzwingen. Ihr Gegner konnte jedoch erneut widerstehen und schaffte es nun sogar, seinen Arm wieder aufzurichten. Railgriss war offensichtlich ratlos.
Aldrian wollte es nun wissen und gab noch einmal alles, was er aus sich herausholen konnte. Erst konnte sein Gegner dagegenhalten, doch Aldrian verstärkte weiterhin seinen Druck. Langsam sank der Arm seines Gegenübers auf den Tisch und Aldrian lief der Schweiß von der Stirn. Der Zwerg schien etwas verärgert zu sein, doch dann gratulierte er herzlich und begoss seinen Arm sofort mit kühlem Wasser. Auch Aldrian war froh, dass es nun vorbei war, und massierte seinen Arm für den nächsten Gegner unnd Alayrah rieb ihn erneut mit der wohltuenden Salbe ein.
Plötzlich wurde es laut und das Unglaubliche schien zu geschehen. Railgriss war nun erstmals selbst in großen Schwierigkeiten. Nur noch eine Daumenbreite lag zwischen ihrem Handrücken und dem gefürchteten Tisch. Ihr Gegenüber wollte es nun wissen und setzte ebenfalls seine Schulter gekonnt zur Unterstützung ein. Es kam wie es das Schicksal wollte und die Hand von Railgriss sank auf den Tisch. Railgriss begriff noch nicht, was geschehen war. Ihr Gegner sprach jedoch sofort mit achtungsvollen Worten: „Noch kein Mann konnte meinen Arm so lange halten. Es war ebenfalls das erste Mal in meinem langen Leben, dass ich ans Aufgeben dachte!“
Railgriss stand mit grimmigem Blick auf und ging auf den Zwerg zu. Ihre Worte waren kurz und deutlich: „Wenn du Raubart mir schmeicheln willst, dann bringe mir eine fette gebratene Ente und fasle nicht solch schmalziges Zeug!“ Die Menge lachte laut und auch in dem Gesicht des Zwerges war deutlich ein Lächeln zu sehen. Natürlich konnte der Zwerg einer solch „höflichen“ Bitte nicht widerstehen und er erfüllte den Wunsch von Railgriss unverzüglich. Auch alle anderen Kämpfe fanden inzwischen ihr Ende. Rondgrimm konnte Burwall mit Mühe besiegen. Auch die anderen beiden Sieger waren zwergischer Abstammung.
Randon gab nun bekannt, dass Aldrian und jener Zwerg, der gegen Railgriss siegen konnte, nun eine Runde aussetzen konnten. Sie waren die einzigen beiden Teilnehmer, die noch ungeschlagen waren. Sie hatten sich damit nach den Wettkampfregeln eine Freirunde erkämpft.
Die nächsten Paare wurden nun aufgerufen. Railgriss musste gegen einen Zwerg mit dem ruppigen Namen „Groblur“ antreten. Rondgrimm hatte Turrgar als Gegner, der ebenfalls aus Cromlaun stammte.
Randon gab das Startzeichen, und das Unerwartete geschah. Innerhalb eines kurzen Augenblicks konnte Railgriss gegen Groblur siegen. Groblur beschwerte sich zwar, dass er noch nicht bereit war, doch Randon ließ sich nicht bereden und entschied eindeutig für Railgriss, da er laut und deutlich das Zeichen zum Start gegeben hatte.
Rondgrimm hatte keine große Mühe mit Turrgar und konnte den Zweikampf für sich entscheiden.
Es folgte eine längere Pause. Alle erfrischten sich und bereiteten sich auf das Ende dieses kräfteraubenden Wettkampfs vor.
Nach einiger Zeit rief Randon die übrigen Teilnehmer auf.
Groblur und Turrgar durften um die Plätze fünf und sechs drücken. Der Sieger über Railgriss bekam Rondgrimm zum Gegner. Aldrian hatte nun das „Vergnügen“, sich mit Railgriss zu messen.
Die Teilnehmer legten wieder ihre Hände aneinander und Randon gab laut das Startzeichen.
Diesmal war es Aldrian, der zu aller Überraschung einen lauten Schrei von sich gab. Er hatte sichtlich Schmerzen in seinem Arm, doch er wollte nicht aufgeben. Railgriss wusste es zu schätzen, dass Aldrian sie nicht schonen wollte, nur weil sie weiblicher Natur war.
Im Zweikampf von Rondgrimm und seinem Gegenüber zeichnete sich der übliche Ablauf ab. Der Zwerg war wieder in jener Schräglage wie bereits zuvor. Doch Rondgrimm kannte diesen Trick und wusste, dass es in dieser Position sehr einfach war, den gegnerischen Arm zu halten. Während der Gegner seine Kraft verlor, konnte man sich in dieser Haltung auf einen Gegenangriff vorbereiten. Rondgrimm drückte mehrmals nacheinander ruckartig und legte bei seinem letzten Druck sein gesamtes Körpergewicht in seinen Arm. Mit einem Aufschrei gab sein Gegner auf und ließ seine Hand auf den Tisch sinken. Der fremde Zwerg gratulierte Rondgrimm mit Hochachtung. Er wusste, dass Rondgrimm seinen Trick durchschaut hatte.
Auch das Duell von Groblur und Turrgar war bereits entschieden. Turrgar konnte siegen, da Groblur einen starken Krampf bekam.
Aldrian bemühte sich immer noch unter größter Anstrengung. Railgriss schien jedoch nicht aufgeben zu wollen und hielt kräftig dagegen. Aldrian dachte wieder an seine Vergangenheit. Sein alter Freund, der Schmied, hatte ihm alle Tricks dieses Kräftemessens beigebracht. Er erinnerte sich an dessen Worte. Er hatte ihm geraten, bei einem ebenbürtigen Gegner mit List vorzugehen und Schwäche vorzutäuschen. Aldrian nahm sich dies zu Herzen. Er ließ seinen Arm in jene Schräglage sinken, in der er sich etwas ausruhen konnte. Railgriss kannte diesen Trick anscheinend nicht und verausgabte sich, indem sie ihren Druck unverändert ließ. Aldrian spürte, dass ihr Druck nach einiger Zeit schwächer wurde. Noch einmal gab er all seine restliche Kraft und versuchte das scheinbar Unmögliche. Blitzschnell war sein Arm wieder aufgerichtet und Railgriss konnte dem Druck seiner Schulter nicht länger widerstehen. Langsam sank ihr Arm auf den Tisch und Aldrian rief erschöpft, aber laut: „Schnell, bringt dieser Frau zwei gebratene Enten, bevor sie mich zum Nachtisch verspeist!“ Railgriss musste plötzlich fürchterlich lachen, und die umherstehende Menge war vor Gelächter den Tränen sehr nahe.
Railgriss riss eine Keule von einer Ente ab und reichte sie Aldrian. Mit einem zwergischen Lachen im Gesicht sprach sie: „Seid froh, dass ich diese Ente habe, sonst hätte ich wohlmöglich dir ein Bein herausgerissen.“
Aldrian setzte ein künstliches Lachen auf, denn er war ziemlich überzeugt davon, dass Railgriss ihre Worte in die Tat umsetzen könnte, wenn sie es nur wollte.
Railgriss war nun ausgeschieden und konnte sich endlich ganz und gar den gebratenen Enten widmen.
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