Teil II - Kap. 26
Sie ritten in wilder Panik nach Hohrat zurück. Obwohl Aldrian die Prophezeiung des Gimplings kannte, wollte er nicht glauben, was er da gerade sah.
Als sie nach dem wilden Ritt wieder in Hohrat ankamen, herrschte bereits große Aufregung. Überall auf der Stadtmauer hatten sich die Krieger versammelt und beobachteten den hellen Lichtschein, der wegen der Dunkelheit nun auch ohne Fernrohr in der Ferne zu sehen war.
Aldrian brüllte mit lauter Stimme: „Macht das Tor auf!“
Das Tor wurde schnell geöffnet, und Aldrian sprang elbengleich von Funkenglut herab. Er ließ sofort alle zusammenrufen und berichtete, was sie gesehen hatten. Es brach eine panikartige Stimmung unter den Kriegern aus und selbst Aldrian, Martoc und Orrlaf hatten Furcht in ihren Augen. Aldrian riss sich zusammen und sprach laut mit selbstbewusster Stimme: „Warum klagen wir wie alte Weiber? Haben wir uns nicht genügend vorbereitet, um diesem Feind gebührend zu begegnen? Sicher wird es nicht leicht werden, gegen diese mächtigen und grausamen Fremden zu bestehen. Wir sind jedoch vorbereitet und werden uns nicht hilflos abschlachten lassen. Lasst uns unsere Städte verteidigen und diesen Feind schreiend in die Flucht schlagen. Ich werde kämpfen bis zum letzten Atemzug und wer es mir gleichtun will, der sollte nun seine Waffen in die Höhe halten und die Feinde unsere Schlachtrufe hören lassen!“
Aus der Panik wurde lautes Schlachtgebrüll und alle Krieger rissen ihre Waffen in die Höhe und riefen die alten Schlachtrufe ihrer Völker.
Aldrian nutzte die Situation und sprach erneut zu der großen Menge, als sich wieder alle beruhigt hatten. „Heute werden wir gewiss keinen Angriff zu erwarten haben. Der Feind ist noch in Zirrnisch und wird sicher nicht vor morgen über unsere Grenzen gelangen. Heute Nacht werden nur wenige Wachposten aufgestellt. Die anderen Krieger und Wachen sollten schlafen und sich für den Kampf ausruhen. Morgen in aller Frühe werden wir die Stadt von allen Seiten sichern. Wir sind genügend Krieger, um uns zu wehren und um diesen Feind in die Stirn zu bieten. Auch auf die Drachen wartet so manche Überraschung. Diese Schlacht wird jedoch nicht an einem Tag entschieden werden. Mit Mut und Verstand werden wir siegen. Versucht nun Ruhe zu finden und wartet ab bis zum Morgengrauen.“
Die Männer und auch die wenigen Frauen waren nun ermutigt. Auch Aldrian selbst fühlte sich nun deutlich besser. Dennoch konnte er die Bilder, welche er durch sein Fernrohr gesehen hatte, nicht vergessen. Es war furchtbar, wie die Cwards hilflos abgeschlachtet wurden. Aldrian wusste, dass seine Zuversicht übertrieben war. Er wollte jedoch Mut und Hoffnung verbreiten. Martoc, Orrlaf, Alarion, Paraymoon, Grummlor, Jürdan und auch Randon berieten sich noch einige Zeit mit Aldrian über die bevorstehende Schlacht. Alle machten sich gegenseitig Mut und nur wenige fanden tiefen Schlaf in dieser Nacht. Als früh am Morgen die Signalhörner ertönten, waren die meisten Krieger bereits erwacht. Es war jedoch kein Angriffsignal, das geblasen wurde, sondern die Aufforderung, sich auf dem großen Marktplatz zu sammeln. Es dauerte nicht lange, bis alle Krieger anwesend waren. Die verschiedenen Einheiten wurden dazu aufgefordert, den Platz in ihren Stellungen einzunehmen. Die Fallen wurden nochmals überprüft, und die Oger schafften weiterhin viele Felsbrocken in ihre Stellungen. Aldrian ließ einen Reiter aussenden, der die Späher durch ein Signalhorn von der anderen Landesgrenze zurückholen sollte.
Der Tag verlief ruhig und von den Feinden war weit und breit nichts zu sehen. Auch die Magiebegabten besprachen nochmals ihre Aufstellung an den strategisch wichtigen Punkten. In den späten Abendstunden kam die Truppe der Späher von der Grenze zu Burlog zurück. Es waren mehr als vierzig weitere berittene Krieger, die hier in Hohrat gut zu gebrauchen waren.
Kurz vor Einbruch der völligen Dunkelheit ertönte das Signal zum Angriff. Aldrian stand bereits auf einem der sechs Türme und beobachtete das Treiben aus der Ferne. Es war ein großes Heer von Reitern zu erkennen. Über den Pferden flogen die bemannten Drachen umher. Die Anzahl der fremden Reiter war nicht zu überblicken. Die Fremden versammelten sich auf dem großen Hügel, der gut fünfhundert Schritt von Hohrat entfernt war. Auch die Drachen senkten sich nun zu Boden. Kurz darauf trennte sich eine Gruppe von drei Reitern von dem Heer. Sie ritten geradewegs auf Hohrat zu. In einer Entfernung von gut einhundertfünfzig Schritten unterbrachen die Fremden ihren Ritt. Siegessicher brüllten sie unverständliche Worte in Richtung der Stadt. Sie ritten wilde Kreise und hielten triumphierend die abgeschlagenen Köpfe von mehreren Cwards in die Höhe.
Aldrian zögerte nicht lange und gab den Bogenschützen das Signal. Ein gezielter Pfeilhagel prasselte auf die drei Fremden nieder und es war kein Lebenszeichen mehr zu sehen. Plötzlich sprang einer der Oger aus seinem Graben heraus und rannte wie wild zu den drei gefallenen Fremden. Er hob die leblosen Feinde in die Höhe und riss ihre Häupter mit bloßen Händen von den Körpern. Daraufhin ließ er ein lautes Gebrüll ertönen und mit großer Wucht schleuderte er die blutigen Schädel und Leiber weit in die Richtung der Feinde. Auch die restlichen Oger brüllten nun laut und feierten den mutigen Krieger. Aldrian konnte diese Verstümmelung zwar nicht gutheißen, doch er war sich durchaus im Klaren darüber, dass der Feind mit solch einer Aktion nicht gerechnet hatte. Auch Onkel Alarion war schon immer der Ansicht gewesen, dass man einen übermächtigen Feind mit seinen eigenen Waffen schlagen sollte. Diese Demonstration des Ogers hatte sicher eine abschreckende Wirkung auf die Feinde. Anscheinend unbeeindruckt ging der Oger langsam in seine Stellung zurück. Die Dunkelheit schritt weiter fort und die Feinde verharrten wie zuvor auf dem großen Hügel, der von den Bewohnern Hohrats „Hexenbuckel“ genannt wurde.
Aldrian brüllte plötzlich mit lauter Stimme:
„Sie werden warten, bis es völlig dunkel ist! Wir müssen mit Brandpfeilen schießen, damit das Schlachtfeld sichtbar bleibt!“
Sofort wurden große Mengen von Brandpfeilen herangeschafft. Der große Vorteil dieser fremden Krieger war es, dass sie offensichtlich sehr gut im Dunkeln sehen konnten. Zwar hatten auch Zwerge bei Nacht gute Augen, doch es reichte für größere Entfernungen nicht aus. Aber die Magiebegabten hatten in den letzten Jahren so manche Lichtzauber entwickelt, die hier sicher von großem Nutzen sein würden.
Die Sonne verschwand nun völlig am Horizont und plötzlich war ein lautes Rauschen zu hören. Es kam aus verschiedenen Richtungen und aus großer Höhe. Wegen der Dunkelheit konnte jedoch niemand etwas erkennen.
Jürdan hob seine Hände und murmelte immer wieder dieselben unverständlichen Worte. Unverzüglich begann es zwischen seinen Händen hell zu leuchten und eine grell leuchtende Kugel bildete sich. Unter Jürdans mächtigem Aufschrei löste sich die Kugel von seinen Händen und stieg weit in die Höhe. Nun war es deutlich zu sehen, mehrere bemannte Drachen flogen über die Stadt. Sofort reagierten die Schützen mit ihren neuartigen Schussapparaten und legten auf die Drachen an. Die Erfindungen zeigten Wirkung und zwei der Drachen stürzten unter schrecklichem Gebrüll zu Boden. Einige der Drachen gelangten jedoch bis über die Mauer und verbrannten einige der dort positionierten Krieger. Das Heer der Fremden rückte nun näher an die Stadt heran. Ihre leuchtenden Augen verrieten jedoch ihren Standort. Sofort reagierten die Bogenschützen und mehrere Wellen von Pfeilangriffen deckten die vordersten Reiter ein. Die Aufschreie von Kriegern und das Wiehern von Pferden schallte durch die Nacht. Auch die Oger warfen mit ihren mächtigen Gesteinsbrocken auf die herannahenden Reiter. Immer wieder konnte man laute Schreie vernehmen. Doch die fliegenden Drachen setzten den Mauerschützen schwer zu. Aldrian befehligte alle in den Schutz der Türme und sprach: „Wir brauchen mehr Licht! Die Schützen mit den großen Armbrüsten müssen die Drachen sehen, sonst können sie ihr Ziel nicht treffen! Die Mauerschützen müssen von anderen Kriegern durch gute Schilde geschützt werden! Solange der Feind das Stadttor nicht zerschlagen hat, haben wir genügend Krieger zur Verfügung!“
Sofort gingen wieder alle auf ihre Posten und Jürdan erzeugte erneut einen grellen Feuerball. Diese Art von Magie zehrte jedoch sehr an Jürdans Kräften und er musste immer wieder lange Pausen einlegen, um sich zu regenerieren. Auch andere Magiebegabte taten ihr Bestes und erzeugten kleinere Lichtkugeln und viele Bogenschützen schossen Brandpfeile in hohem Bogen über die Stadtmauer hinweg. Krieger des Fußvolkes deckten die Bogenschützen nun durch große Schilde ab, wenn die Drachen ihre Angriffe flogen. Es gelang den Angreifern jedoch immer wieder, einen Treffer zu landen.
Die Angriffe der Drachen konzentrierten sich nun immer mehr auf die Stellungen der Oger, die das Stadttor absicherten. Die Oger ließen sich jedoch keineswegs einschüchtern und schleuderten den Drachen ihre großen Brocken entgegen. Als einer der Drachen vor der Ogerstellung zu Fall kam, rannten sofort drei Oger darauf zu und erschlugen ihn mit ihren mächtigen Keulen. Der Drachenreiter wurde von einem anderen Oger mit Schwung in die Richtung der anderen Reiter geschleudert.
Immer mehr Drachen flogen nun auf das Stadttor zu, und sie versuchten, es mit ihrem feurigen Atem in Brand zu stecken. Das Stadttor war jedoch aus einem feuerbeständigen metallischen Gemisch, das nur an zwei schmalen Stellen von Schwarzbuche durchzogen war. Schwarzbuche war schon immer dafür bekannt, gegen Flammen sehr unempfindlich zu sein. 
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